Barock-jesuiten-Klattau 2013
26. 04. – 28. 04. 2013
Barock-Jesuiten-Klattau, 26. 04. – 28. 04. 2013.
Am letzten Aprilwochenende fand in Klattau schon zum siebten Mal eine bedeutende Veranstaltung statt, die sich mit historischen, geistlichen und kulturellen Aspekten der Barockzeit, die die Stadt Klattau prägte, beschäftigt. Diese Veranstaltung wird vom Bürgerverein Klattauer Katakomben organisiert. Die einzelnen Programmteile spielten sich in der Stadtbibliothek, in der Jesuitenkirche und in den Katakomben ab. An der Vorbereitung beteiligten sich wie jedes Mal auch Musiker des Musikvereins Kollegium für geistliche Musik.
Am Freitag begann BJK an drei Stellen gleichzeitig:
In Klattau führte das Ehepaar Professor Čornej und Dozentin Čornejova vor, wie ein Hussit und ein Jesuit wohl ihre wissenschaftliche Disputation formulieren würden, wenn es dazu käme – in der Wirklichkeit wäre es selbstverständlich unmöglich.
In Chanovice sprach P. Havlíček SJ über den in unserer Region berühmten Jesuitenmissionar P. Albrecht Chanovský – denselben Vortrag konnte am nächsten Tag auch das klattauer Publikum hören. In Hrádek nicht weit von der Stadt Schüttenhofen hielt P. Hylmar seinen Vortrag über Jesuitenspiritualität.
Der Samstag wurde Vorlesungen gewidmet, die sich mit zwei berühmten Persönlichkeiten befassten, und zwar mit dem heiligen Johannes von Nepomuk, dem Schutzpatron der tschechischen Jesuitenprovinz, und mit dem Jesuitenmissionar P. Albrecht Chanovský.
Es wurde über den Märtyrertod des Heiligen gesprochen, über die Entwicklung seiner Legende, über künstlerische Darstellungen seiner Person und über weltweite Verbreitung seiner Verehrung. Er wurde zum Opfer eines politischen Machtspiels zwischen dem König Václav IV. und dem Erzbischof Jan von Jenštejn.
Ein weiteres Thema waren Jesuitenmissionen im Allgemeinen und Missionen des P. Chanovský im Einzelnen. Man konnte über rekatolisierende Missionen und über Bußmissionen erfahren, es wurden die Methoden der Missionare erwähnt: gratis geschenkte Bücher, heilige Bilder, Predigten, Beichten, Ablässe…, aber auch Fahndungen nach verbotenen Büchern und verdächtigten Personen und deren Verfolgung. P. Chanovský hat persönliche Gespräche bevorzugt – mit Kindern übte er Liedergesang und kurze Theaterauftritte, mit Frauen saß und sprach er an ihrer Frauenarbeit, mit Männern redete er in Gasthöfen am Bier. Er schuf auch ein Handbuch für Missionare, in dem er alles über die Kirche, ihre Einrichtung, Liturgie, kirchliche Feste und Ähnliches erklärte.
Das Publikum erfuhr Interessantes über einen bei uns wenig bekannten Jesuiten, über P. Nikolaus Lancicius, der in Böhmen, Rom, Polen und Litauen wirkte, die Verehrung der heiligen Reliquien unterstützte und etwa dreißig heilige Körper aus den römischen Katakomben brachte, damit man sie in Kirchen ausstellen kann, wie es damals üblich war.
Zum Abschluss wurden die Ansichten über Schulbildung des großen Johann Amos Comenius mit den pädagogischen Methoden der Jesuiten verglichen. Man stellte fest, dass es mehr Ähnliches als Unterschiedliches gab, obwohl Comenius Jesuitengegner war.
Nach den Vorlesungen zelebrierte der pilsner Bischof Mons. František Radkovský Requiem für verstorbene Jesuiten und Stadtbürger, die in den Krypten unter der Jesuitenkirche beigesetzt wurden.
Am nächsten Tag, also am Sonntag, wurde die heilige Messe vom jetzigen tschechischen Jesuitenprovinzial P. Josef Stuchlý zelebriert. Beide Messen begleitete herrliche Musik der Komponisten M. Haydn und C. Monteverdi.
Ein würdiger Punkt am Ende des diesjährigen BJKs – das war der literarisch-musikalische Abend in den Katakomben, hier wurde aus dem Buch Die Nachfolge Christi des Autoren Thomas von Kempen gelesen.
In der Kirche waren während der Messen auch deutsche Freunde - Dr. Aschenbrenner mit Gattin und Freunden - aus Neukirchen b. hl. Blut anwesend, die unsere Stadt schon öfter besuchten und sich für tschechische Kultursehenswürdigkeiten interessieren.
Sie wurden sowohl am Samstagabend, als auch am Sonntag nach der Messe zum freundschaftlichen Gespräch eingeladen und man verbrachte angenehme Zeit miteinander. Am Sonntag konnten sich die Gäste die unlängst neu rekonstruierten Räume des Pfarrhauses ansehen und unsere „deutschen“ Ausstellungen bewundern: Fotos von Neukirchen und Umgebung und Arbeiten der Kinder vom neukirchener Kindergarten. (Übrigens, Kinder aus diesem Kindergarten besuchten den klattauer Kindergarten gleich am folgenden Montag, und in zwei Wochen erwartet
Im Pfarrhaus vereinbarte man, dass man am 8.Mai während der Diözesanfeier im Kloster Kladruby wieder zusammentrifft… und das wird ein weiteres Zusammentreffen in der Reihe unserer Kontakte sein.
Šárka Lesná